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(Fotos: D. Sindermann)

 

Am 21.9. fand in unserer Jerzer Kirche ein Orgelkonzert von Andreas Pasemann (Propsteikantor in Seesen) statt. Werke von Tunder, Langlais, Bach, Scheidt, Dobrogosz, Haydn und Viola waren zu hören. Barocke Klänge wechselten sich also mit modernen (20.Jh.) ab. Es war faszinierend zu erleben, welche Klangfülle A. Pasemann unserer "kleinen Dorforgel" entlocken konnte. Fast andächtig war die Stimmung der ZuhörerInnen, als die einzelnen Stücke verklangen. Besonders die "Drei Stücke für ein Orgelwerk in einer Uhr" von J. Haydn begeisterten und die ZuhörerInnen fühlten sich wirklich wie in einen "Kaffeeklatsch" versetzt. Wunderbar, dass ein solches Konzert bei uns stattfinden konnte - und wieder mal ist zu sagen: Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst.

 

Aus Tönen werden Rosen - Von der Materialisierung eines Gefühls

Der Konzerttermin rückt näher. Farbenfrohe einladende Plakate wie auch Handzettel werden verteilt. Das Wetter hat eher mehr als einen Hauch vom Winter – beim Einsingen in der Kirche, Stunden vor Beginn ist es kalt. Wenn es beim Konzert auch so ist, lässt dies auf großen Beifall hoffen – das Publikum will neben dem Frieren zumindest warme Hände haben.

Es ist der 5. April kurz vor 18:00 Uhr, die ersten Gäste kommen.

„Fällt das Konzert aus – oder warum ist noch niemand da?“ Es kann beruhigt werden. Natürlich findet das Konzert statt, jedoch wird sich nach den Plakaten und nicht nach dem Kirchenboten gerichtet. Es wird so schon im Vorfeld über den


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gesprochen – das Konzert kann pünktlich um 19:00 Uhr beginnen.

Die Kirche ist mit einer dreistelligen Zahl an Menschen gefüllt, so wird es wärmer. Neben dem mittlerweile schon eingeschworenen Fankreis sind viele neue neugierige Ohren zu sehen. Die Sängerinnen beginnen, keine Atemwolken entweichen ihren Mündern, nein laute und leise, hohe und tiefe, breite und flache, schwarze und weiße - nein eher vielfältig farbige Töne werden von dem andächtig lauschenden Auditorium gehört. Manche Lieder des ersten Sets scheinen zu kurz zu sein, man möchte noch etwas bei der Stimmung verweilen. Wieder ist die Frage zu stellen, wo fängt e(rnste) Musik an und wo hört u(nterhaltungs-) Musik auf? Die Konzertbesucher erleben ein „CrossoverKonzert“ wie es David Garrett nicht besser hätte gestalten können.

Zum Ende der erste Hälfte bringt der „Boy Lollypop“ die Hörenden zum swingen, schnippen, lächeln aber auch zum Grübeln: Zu wem vom Chor könnte denn der Boy Lollypop gehören und ist es ein Ambergauer?

Der in der Pause verteilte Orangensaft und Sekt wird vom Publikum genossen, half zwar ins Gespräch zu kommen, jedoch nicht zur Lösung, wer denn da nun mit Lollypop gemeint worden sein könnte.

Aus den Pausenschnippselgesprächen war zu vernehmen, dass zwar so etwas wie der „Boy Lollypop“ den meisten Beifall bekommt - aber eben erst richtig wirken kann, wenn vorher die Ohren und die Seele mit andächtigeren Tönen versorgt werden.

Bei so einem Konzertbetrachtungsrückblick denkt man auch gern an die alte Zeit zurück, als es noch einen Postmann gab, der Briefe brachte. Wenn dieser Zustand besungen wird, wird erst einmal an eine längst vergangene Zeit gedacht und alt doch eher mit ernst als unterhaltsam in Verbindung gebracht. Die Überlegung, hier die Solistin Martina König zu erwähnen, ist jetzt einfach Schrift geworden.

Im Gebrauch mit Anglizismen sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es „Standing Ovations“ gab, stehende Huldigungen – um es dann doch in Deutsch auszudrücken - liest sich heute arg unverständlich fremd.

Wie Regen sich in der Regentonne sammelt und im Winter zu Eis gefriert, so sammelten sich die Töne und wurden zu Rosen, so konnte aus einem „schön anzuhören“ ein „schön anzusehen“ werden. Im Gemeindehaus fand dann die Aftershowparty statt um mit den „Aktörinnen“ des Abends ins Gespräch zu kommen.

Nach dem Konzert ist vor dem Konzert und wir freuen uns jetzt schon, unserem

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bald wieder, wo auch immer, zuhören.

Foto von Daniel Hinz