(Predigttext: 1Kor 11,23-26)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Kranke Kinder bekommen oft besonderes Essen. Das macht sie gesund. Nicht so wie Medizin. Irgendwie anders. Irgendwie macht es ihre Seele gesund. Die Krankheit ist nicht weg, aber es fühlt sich gleich viel besser an.

Jan zum Beispiel bekommt dann immer Fruchtzwerge. Die machen gleich, dass es ihm besser geht.

Julia möchte immer Ravioli, wenn sie krank ist. Die in der leckeren Tomatensoße. Wenn sie die isst, dann geht es ihrer Seele gleich besser.

Jan und Julia bekommen besonderes Essen, wenn es ihnen nicht gut geht. Das macht sie gesund. Es macht ihre Seele gesund, weil da ganz viel Liebe drin ist. Alles fühlt sich dann gleich viel besser an.

Ein Gesund-mach-Essen. Ein Essen, das unsere Seele gesund macht, weil ganz viel Liebe drin ist.

Ein solches Essen ist das Abendmahl, das ganz besonders mit dem Gründonnerstag verbunden ist.

Jesus hat seine Lieben an einem Tisch versammelt, um noch einmal mit ihnen zusammen zu sein, zu sagen, was gesagt werden muss, und schließlich: um sich von ihnen zu verabschieden und sich über seinen Tod hinaus mit ihnen zu verbinden.

An diesem Tisch kommen wir bis heute zusammen und feiern miteinander Abendmahl.

Und dabei ist das Abendmahl soviel mehr als nur Erinnerung. Es geschieht wirklich etwas. Wir erleben etwas.

An einem Tisch zusammenkommen, gemeinsam essen und trinken.

Also erstmal etwas ganz Grundlegendes. Essen und trinken gehört fest zu unserem Leben, geschieht jeden Tag. Ohne Nahrung würden wir verhungern und verdursten. Nahrung ist lebensnotwendig.

"An der Jakobstraße in Paris liegt ein Bäckerladen; da kaufen viele hundert Menschen ihr Brot. Der Besitzer ist ein guter Bäcker. Aber nicht nur deshalb kaufen die Leute des Viertels dort gern ihr Brot. Noch mehr zieht sie der alte Bäcker an: der Vater des jungen Bäckers. Meistens ist nämlich der alte Bäcker im Laden und verkauft. Dieser alte Bäcker ist ein spaßiger Kerl. Manche sagen: Er hat einen Tick. Aber nur manche; die meisten sagen: Er ist weise und er ist menschenfreundlich. Einige sagen sogar: Er ist ein Prophet. Aber als ihm das erzählt wurde knurrte er vor sich hin: "Dummerei ..."

Der alte Bäcker weiß, dass man Brot nicht nur zum Sattessen brauchen kann, und gerade das gefällt den Leuten. Manche erfahren das erst beim Bäcker an der Jakobstraße, z. B. der Autobusfahrer Gerard der einmal zufällig in den Brotladen kam. "Sie sehen bedrückt aus", sagte der alte Bäcker zum Omnibusfahrer. Ich habe Angst um meine kleine Tochter, antwortete der Busfahrer Gerard. Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen aus dem zweiten Stock. – "Wie alt?" fragte der alte Bäcker. "Vier Jahre" antwortete Gerard. Da nahm der alte Bäcker ein Stück vom Brot das auf dem Ladentisch lag brach zwei Bissen ab und gab das eine Stück dem Busfahrer Gerard. Essen Sie mit mir, sagte der alte Bäcker zu Gerard, ich will an Sie und ihre kleine Tochter denken.

Der Busfahrer Gerard hatte so etwas noch nie erlebt aber er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, als er ihm das Brot in die Hand gab. Und sie aßen beide ihr Brotstück und schwiegen und dachten an das Kind im Krankenhaus.

Zuerst war der Busfahrer Gerard mit dem alten Bäcker allein. Dann kam eine Frau herein. Sie hatte auf dem nahen Markt zwei Tüten Milch geholt und wollte nun eben noch Brot kaufen. Bevor sie ihren Wunsch sagen konnte, gab ihr der alte Bäcker ein kleines Stück Weißbrot in die Hand und sagte: "Kommen Sie, essen Sie mit uns: Die Tochter dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus, sie ist aus dem Fenster gestürzt. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen." Und die Frau nahm das Stückchen Brot und aß mit den beiden.

So war das oft in dem Brotladen, in dem der alte Bäcker die Kunden bediente.
Aber es passierte auch anderes, über das sich die Leute noch mehr wunderten. Da gab es z. B. einmal die Geschichte mit Gaston: An einem frühen Morgen wurde die Ladentüre aufgerissen und ein großer Kerl stürzte herein. Er lief vor jemandem fort; das sah man sofort. Und da kam ihm der offene Bäckerladen gerade recht. Er stürzte also herein, schloss die Tür hastig hinter sich zu und schob von innen den Riegel vor.
"Was tun Sie denn da?" fragte der alte Bäcker. "Die Kunden wollen zu mir herein, um Brot zu kaufen. Machen Sie die Tür sofort wieder auf." Der junge Mann war ganz außer Atem, und da erschien vor dem Laden auch schon ein Mann wie ein Schwergewichtsboxer, in der Hand eine Eisenstange. Als er im Laden den jungen Kerl sah, wollte er auch hinein. Aber die Tür war verriegelt.

"Er will mich erschlagen", keuchte der junge Mann. "Wer? Der?" fragte der alte Bäcker. "Mein Vater", schrie der Junge und er zitterte am ganzen Leibe. "Er will mich erschlagen. Er ist auf neunzig!" – "Das lass mich nur machen", antwortete der Bäcker, ging zur Tür, schob den Riegel zurück und rief dem schweren Mann zu: "Guten Morgen, Gaston! Am frühen Morgen regst du dich schon so auf? Das ist ungesund. So kannst du nicht lange leben. Komm herein, Gaston. Aber benimm dich. Lass den Jungen in Ruh! In meinem Laden wird kein Mensch umgebracht."

Der Mann mit der Eisenstange trat ein. Seinen Sohn schaute er gar nicht an. Und er war viel zu aufgeregt, um dem Bäcker antworten zu können. Er wischte sich mit der Hand über die feuchte Stirn und schloss die Augen. Da hörte er den Bäcker sagen: "Komm Gaston, iss ein Stück Brot; das beruhigt. Und iss es zusammen mit deinem Sohn; das versöhnt. Ich will auch ein Stück Brot essen, um euch bei der Versöhnung zu helfen." Dabei gab er jedem ein Stück Weißbrot. Und Gaston nahm das Brot auch sein Sohn nahm das Brot. Und als sie davon aßen sahen sie einander an und der alte Bäcker lächelte beiden zu. Als sie das Brot gegessen hatten sagte Gaston: "Komm Junge wir müssen an die Arbeit.""

 (Aus: Heinrich A. Mertens: Brot in deiner Hand. Geschichten für Kinder von der Bedeutung des heiligen Mahles 6. Auflage München 1982, S. 5 – 8.) 

 

 Essen ist etwas Lebensnotwendiges.

Diese grundlegende Erfahrung wird im Abendmahl deutlich, in dem es viel mehr ist als die Erinnerung an das Essen Jesu damals mit seinen Jüngern.

Jesus selbst lädt zum Abendmahl ein. Jeder darf dazu kommen. Im Abendmahl stehen alle gleichermaßen vor Gott. Das Abendmahl ist ein Festessen, das uns mit Gott verbindet. Deswegen gehört Fröhlichkeit zum Abendmahl dazu.

Das Abendmahl versöhnt uns mit unseren Mitmenschen. Streit wird überwunden, Vergebung möglich.

Denn Gott selbst vergibt im Abendmahl. Er vergibt uns, dass wir wieder einmal so gelebt haben als gäbe es Gott nicht. Dass wir meinten, alles sei machbar und dabei nicht daran gedacht haben, dass Gott es ist, der Leben geschenkt hat, der Leben erhält und der es einst wieder nimmt. Leben in Beziehung zu Gott. Auch das geschieht im Abendmahl und das heißt es eigentlich, dass im Abendmahl Sündenvergebung geschieht.

Denn Sünde ist es, nicht in Beziehung zu Gott zu leben.

Das Abendmahl geschieht in Gemeinschaft. Wer ist denn mein Nächster, wurde Jesus einst gefragt. Im Abendmahl zeigt sich: jeder Mensch ist mein Nächster. Gemeinschaft ist möglich.

Und: das Abendmahl stärkt uns für unseren Lebensweg.

So wie jede Nahrung stärkt, tut es diese im Abendmahl ganz besonders: Essen, das unsere Seele gesund macht, weil ganz viel Liebe darin ist.

Abendmahl ist Festessen, Gemeinschaft und Vergebung der Sünden. Möge das heute in diesem Gottesdienst im Abendmahl erfahrbar werden und die Gemeinschaft untereinander im Vordergrund stehen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.