(Predigttext: 2Kor 3,3-9)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

Du schaffst das! Du kannst das! Ich traue dir das zu!

Wie schön ist es, so eine Motivation zu hören. Aber leider auch: wie selten.

Meistens heißt es doch eher: Streng dich mal mehr an. Die Leistung reicht nicht. Du musst besser werden.

Gerade in unserer Zeit, wo es überall um Ideale geht, leidet oft das Selbstbewusstsein.

Da gibt es ein Schönheitsideal, ein Schlankheitsideal und dazu noch alle möglichen anderen Talente, die wir doch bitte haben sollen.

Gesprochen wird dabei nur noch in Superlativen: das Supertalent, das Topmodel und ähnliches. Also: nicht nur gut, sondern besonders gut. Normal reicht eben nicht.

Auf dem Arbeitsmarkt hat der die meisten Chancen, der die besten Qualifikationen hat, möglichst breit gefächert bitte.

Unsere Gesellschaft strebt nach dem Schöner, Besser, Weiter.

Zum Beispiel auch daran zu sehen, in welch kurzen Abständen inzwischen technische Neuerungen auf den Markt gebracht werden. Wer kommt da eigentlich noch mit? Und wer kann es sich eigentlich noch leisten, immer das Beste zu haben?

Und vielleicht die wichtigste Frage: Was bleibt dabei auf der Strecke?

Wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, das ist allgemein bekannt. Was heute in ist, kann morgen schon out sein. Tempo allerorten.

Aber: Was ist mit denen, die mit diesem Tempo nicht mithalten können oder wollen?

Sollen wir denen sagen: Strengt euch mal mehr an?

Auf Dauer funktioniert das nicht. Denn mit der Erhöhung des Tempos nimmt ja auch die Unzufriedenheit zu. Stress bis hin zu Burn Out.

Ich würde sagen: Da läuft etwas gewaltig schief.

Stattdessen häufiger zu hören: Du schaffst das. Ich traue dir das zu. Wie wunderbar ist das.

Und dann auch mal zu sagen: Ich muss mit diesem Tempo gar nicht mithalten. Das sind nicht die wichtigsten Werte im Leben, sondern:

(2Kor 3,3-9)

„Jeder weiß, dass ihr selbst ein Brief Christi seid, den wir in seinem Auftrag geschrieben haben; nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes; nicht auf steinerne Gesetzestafeln wie bei Mose, sondern in menschliche Herzen.
Das wagen wir nur deshalb zu sagen, weil wir Gott vertrauen, der uns durch Christus beauftragt hat. Wir bilden uns nicht ein, aus eigener Kraft irgendetwas tun zu können; nein, Gott hat uns Kraft gegeben. Nur durch ihn können wir die rettende Botschaft verkünden, den neuen Bund, den Gott mit uns Menschen geschlossen hat. Wir verkünden nicht länger die Herrschaft des geschriebenen Gesetzes, sondern das neue Leben durch Gottes Geist. Denn der Buchstabe tötet, Gottes Geist aber schenkt Leben.
Schon das Gesetz, das in Stein gehauen war und den Tod brachte, ließ etwas von Gottes Herrlichkeit erkennen. Nachdem Gott Mose das Gesetz gegeben hatte, lag da nicht ein Glanz auf Moses Gesicht – so stark, dass die Israeliten es nicht ertragen konnten? Doch wie schnell war dieser Glanz erloschen!
Wie viel herrlicher muss es dann sein, die rettende Botschaft von Christus zu verkünden, denn sie führt die Menschen durch Gottes Geist zum Leben!
Wenn schon der Auftrag, der schließlich alle zum Tod verurteilte, so sichtbar Gottes Herrlichkeit ausstrahlte, wie viel herrlicher ist dann der Auftrag, durch den die Menschen von ihrer Schuld vor Gott freigesprochen werden!“

Eine Motivationspredigt.

Worte, die Paulus nach Korinth geschrieben hat und die eine der ersten christlichen Gemeinden stark und selbstbewusst gemacht haben.

Worte, die uns heute stark und selbstbewusst machen.

Ein Versuch in heutiger Sprache:

Über deinem Leben steht eine andere Überschrift. Du hast den Glauben an Jesus Christus geschenkt bekommen. Aus diesem Glauben lebst du. Dieser Glaube ist in dein Herz geschrieben worden. Damit lautet die Überschrift über allem, was du tust: Nächstenliebe und genauso wichtig: Selbstliebe. Du hast sozusagen den Stempel der Liebe aufgedrückt bekommen. Danach lebst du.

Das können wir deshalb so sagen, weil wir auf Gott vertrauen, weil unser Glaube eine feste Zuversicht auf das ist, was wir hoffen und ein Nicht-Zweifeln daran, was wir nicht sehen.

Unsere Kraft ist begrenzt. Wenn wir immer und immer wieder versuchen, alles aus eigener Kraft zu tun, werden wir scheitern. Aber: das müssen wir gar nicht. Die Kraft, die Lebenskraft, die kommt von ganz oben. Gott macht uns stark. Er macht uns stark dazu, aus den Werten, an die wir glauben zu leben. Diese andere Überschrift über unserem Leben, die können wir weitergeben, denn wir sind als Christinnen und Christen erkennbar.

Wir leben nicht niedergedrückt unter Gesetzen, sondern wir sind freie Menschen, die wissen, was dem Leben dient.

Nur stures Einhalten von Regeln macht auf Dauer nicht glücklich. Gottes Geist schenkt Leben, das heißt: wir Leben vom christlichen Glauben begeistert, damit leben wir anders.

Schöner, Besser, Weiter. Davon lassen wir Christen und nicht mitreißen. Denn wir wissen, dass es anders geht. Das die wichtigen Werte im Leben, die Werte, die uns gut tun, andere sind.

Wir wollen nicht hoch hinaus – das ist schon damals beim Turmbau zu Babel gescheitert – wir wollen bodenständig leben.

Wir dürfen bodenständig leben – das ist auch eine wunderbare Entlastung bei allen Belastungen im Leben.

Die Werte, die dazu gehören, sind ehrliche Gemeinschaft, Freiheit, Liebe und Glaube.

Martin Luther hat einst gesagt: Der Christenmensch ist ein freier Herr und niemandem untertan. Der Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.

Ein Widerspruch nur dann, solange nur einige wenige danach leben. Wenn das zu einem wirklichen Prinzip der Gesellschaft wird, brauchen wir kein Streben nach Superlativen mehr.

Dann ist jeder gut genug. Dann ist unsere Gemeinschaft nicht nur gut genug, sondern die einzig lebensschenkende.

Du schaffst das. Du kannst das. Gott traut dir das zu!

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.