(Predigttext: Mt 17,1-9)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Vier Männer machen sich auf einen beschwerlichen Weg. Am frühen Morgen eines grauen Tages treffen sie sich und gehen los.
Hinaus aus dem Dorf in Richtung der Berge.


Sie reden nicht viel auf dem Weg. Alle vier sind noch müde. Am Ende einer arbeitsreichen Woche nun auch noch diese Wanderung. Anstrengend. Ihr Anführer hatte ihnen noch nicht einmal verraten, warum das ganze. Er hat sie nur gebeten, mitzukommen mit den Worten: „Ich brauche euch“, und: „Ihr werdet es nicht bereuen“.

So sind sie nun unterwegs. Den höchsten der Berge steuern sie an, der Gipfel ist noch kaum zu sehen.


Sie kommen immer langsamer voran. Steiler und mühsamer Weg.

Dann, auf einmal taucht aus dem Nebel der Gipfel auf. Ein paar Schritte nur noch, dann ist es geschafft. Das gibt neue Energie. Wir schaffen es. Es wird hell und heller.


Am Gipfelkreuz bricht der Himmel auf.

Angekommen.

Jesus ist mit dreien seiner Jünger auf einen Berg gestiegen. Petrus, Jakobus und Johannes waren das, die mit ihm unterwegs waren.

Oben auf dem Berg tut sich für sie der Himmel auf. Die Jünger erleben etwas Wunderbares, was Matthäus versucht mit den folgenden Worten zu beschreiben:

Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.
Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke.
Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

Mit dem heutigen Sonntag endet erst die Weihnachtszeit. Ein letztes Mal wird an die frohe Botschaft, an die Weihnachtsfreude erinnert: Ich verkündige euch große Freude, denn euch ist der Heiland geboren. Gottes Sohn ist Mensch geworden.


Wir sind den Weg der Freude über Jesu Geburt bis heute gemeinsam gegangen.

Die Botschaft, dass Gott als Mensch zu uns gekommen ist, hat mich in dieses neue Jahr 2015 getragen und am Jahresanfang einiges gelassener hinnehmen lassen.
Das tat doch gut, in allem, was geschehen ist, zu wissen: Wir sind damit nicht alleine. Gott hat sich schon einmal zu uns auf den Weg gemacht. Er ist dabei. Er weint mit uns über das Traurige. Er fängt uns auf und hält uns. Und: Er entzündet immer wieder Lichtzeichen auf unserem Weg.

Da gibt es Lichtblicke.

2015 ist ein Jahr, in dem Gott mich begleiten wird. Das hat er in Jesus Christus gezeigt und daran erinnert er uns auch an dem heutigen Sonntag mit diesem wunderschönen Bild der Lichtgestalt auf dem Berg.

Die Jünger Jesu sehen hier einen Moment lang Jesus als den Christus. Sie sehen nicht mehr den Menschen Jesus, sondern den Gottessohn.

Das heißt: Sie schauen hinter die Fassade. Sie sehen Jesus, wie er wirklich ist.

Nur eine Momentaufnahme zwar, aber in diesem Moment begreifen sie ganz viel.
Eine Lichtgestalt. Jesus wurde verklärt vor ihren Augen. Und auf einmal ist alles sichtbar.
Die Jünger erkennen.

„Sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.“


Die drei Jünger dürfen das sehen und erfahren in diesem Moment die Gewissheit, dass Gott ihnen ganz nahe gekommen ist.

„Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit, durchbricht die Nacht und erhellt die Zeit. Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verlässt uns nicht.“

Auf einmal wird es hell. Dunkelheit vertrieben. Heller Sonnenschein. Wärme.

Das merken wir im Moment täglich, denn die Tage werden deutlich wahrnehmbar wieder länger. Endlich.

In diesem Jahr kam mir die Winterzeit unendlich lang vor. An so vielen Tagen ist es nicht richtig hell geworden, die Sonne war nicht zu sehen. Das schlägt auf die Stimmung.

An dunklen, trüben Tagen kann Traurigkeit leicht Überhand nehmen. Dunkelheit führt zu dunklen Gedanken. Da merke ich dann erst, wie sehr ich das Licht zum Leben brauche.

Licht bedeutet Freude, Fröhlichkeit. Ich beginne einen Tag ganz anders, wenn ich morgens die Sonne sehe. Und so freue ich mich in diesem Jahr sehr auf den beginnenden Frühling, der nun ganz langsam und vorsichtig mit den länger werdenden Tagen seinen Anfang nimmt.

Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit.

In den meisten Geschichten von Jesus spielt das Licht eine wichtige Rolle. Jesus Christus ist mit dem Licht verbunden. Er sagt es ja auch einmal selbst, dieses Wort, das wir bei jeder Taufe hören: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

So ist bei allen wichtigen Lebensabschnitten Jesu vom Licht die Rede:


Bei seiner Geburt die Lichtgestalt des Engels und der Stern von Bethlehem. Bei der Taufe der offene Himmel. Und in der heutigen Erzählung schon ein Vorgriff auf Ostern: Jesu Angesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Ein ähnliches Bild dann noch mal bei seiner Auferstehung.

Viermal in Jesu Leben wird ganz kurz deutlich, wer dieser Mensch eigentlich ist.
Das Gott dahinter steckt, sozusagen.

Immer wieder Licht also.


Das Lichtmotiv zieht sich durch Jesu Leben und ist immer mit Erkenntnis seiner Person verbunden.

Den Jüngern geht oben auf dem Berg im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf: Sie erkennen Jesus und erfahren so tiefen und unerschütterlichen Glauben.
Diesen Moment wollen sie festhalten, sie wollen auf dem Berg Hütten bauen. Sie wollen sich also dort niederlassen, um in der wunderbaren Gegenwart Gottes bleiben zu können.

Aber das strahlend helle Licht vergeht. Der Moment bleibt nicht für die Ewigkeit. Die Jünger müssen sich wieder auf den Rückweg machen.

Das fällt schwer. Die schönen Momente im Leben möchten wir nur zu gerne festhalten. Für immer auf dem Gipfel bleiben. Aber das geht eben nicht.

Der Gipfel ist kein Ort zum Leben, sondern zum einmaligen Schauen. Von diesem Erlebnis gestärkt, kann ich den Rückweg antreten.

Die Jünger machen sich auf den Rückweg in dem Vertrauen, dass ihnen dieses Erlebnis niemand mehr nehmen kann. Sie haben gesehen und gehört, was der Grund ihres Glaubens ist. Einmalige Erfahrung. Diese Erfahrung wird sie in ihrem Alltag tragen. Sie wissen, dass sich ihr Glaube im Alltag bewähren muss. Da wird nicht immer helles Licht um sie sein. Trotzdem leuchtet das erfahrene Licht in ihren Herzen weiter.

Das Licht leuchtet im Herzen weiter.
Das klingt noch einmal sehr weihnachtlich. Die Weihnachtsbotschaft können und sollen wir im Herzen tragen und bewahren.

Solche Bergerlebnisse wie das der Jünger bestärken mich darin. Denn so vertraue ich darauf, dass das Licht in diesem Jahr immer wieder aufleuchten wird und mich daran erinnert, dass ich auf meinem Weg von Gott begleitet bin.

Wenn ich mit offenen Augen meinen Weg gehe, werde ich immer wieder Zeichen dieser Begleitung sehen und erfahren.

Licht der Liebe, Lebenslicht, Gottes Geist verlässt uns nicht.

Er ist nicht erloschen
er steht noch über uns
hell in den Nächten
holt aus dem Nachtschlaf
aus dem Tag-Getümmel
durchbricht lautlos
den Lärm der Welt
drängt dich weiter
bei der Suche nach Licht.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.