Liebe Kinder, liebe Eltern,

hier ist jemand, der euch etwas erzählen möchte. Schaut mal ... hier:

Hallo, ich bin Babybotte, der Schuh. Ich habe schon einen Menge in meinem Schuhleben erlebt. Guckt mal, hier vorne, da bin ich schon ganz zerkratzt. Da habe ich mich gestoßen. Aua, das tat weh!

Trotzdem bin ich ein schöner Schuh, ich mag mein schönes braunes Leder mit dem weißen Rand oben. Das sieht immer noch schön aus, auch wenn ich gar nicht mehr so jung bin.

Was meint ihr, wie alt bin ich? Ich glaube, da kommt ihr nicht drauf ...

34 Jahre alt bin ich schon. Ich weiß noch, ich stand damals im Schuhladen in der ersten Reihe, ganz neu und glänzend, ja ich habe mich schon auch etwas vorgedrängelt, damit ich endlich gekauft werde.
Und dann war es endlich so weit, ein kleines blondes Mädchen wollte mich haben. Wie schön, endlich durfte ich loslaufen!
Mit mir machte sie ihre ersten Schritte. Das war gar nicht so einfach, ich war schließlich ein schwerer Lederschuh. Da musste sie sich schon ein bisschen anstrengen und trotzdem schön vorsichtig: einen Schritt vor den anderen.

Wie habe ich mich gefreut, als das immer schneller ging! Auf einmal ist sie dann mit mir losgelaufen. Hui, da wehte mir der Wind ums Leder!

Und was ich dann alles gesehen habe: erst nur den Spielplatz um die Ecke, aber ein paar Monate später, das war toll: da war morgens schon ganz große Aufregung: heute geht es los! Schnell wurde ich angezogen, eine besonders schöne Schleife gebunden und dann sind wir losgelaufen ... Es ging in den Kindergarten. Das war aufregend, so viel zu gucken, auf einmal waren da noch ganz viele andere Schuhe: schwarze und blaue und rote, da war es dann auch gar nicht so schlimm, dass ich erstmal ausgezogen und zu den anderen gestellt wurde. So hatten wir ganz viel Zeit uns kennenzulernen. Da habe ich so viele spannende Schuhgeschichten gehört. Die wilden Gummistiefel erzählten von allen Pfützen, durch die sie schon gesprungen waren. Und die schnellen Turnschuhe, die konnten gar nicht still stehen, ständig hüpften sie hoch und erzählten von ihren Spielplatz-Erlebnissen.
Dann waren da noch die arroganten Sandalen, na ich weiß nicht, die haben schon ein bisschen angegeben, nur weil sie schon im Urlaub waren.

Und dann war der Tag auch schon zu Ende. Schnell zurück an die Füße, Schleife gebunden und es ging wieder los.
So viele Wege bin ich dann noch gegangen. Guckt mal, meine Sohle ist mit der Zeit ganz schwarz geworden.

Aber dann kam der Tag, vor dem ich immer schon ein bisschen Angst hatte. Ich hatte es ja schon gemerkt. Die kleinen Zehen stießen immer stärker gegen mich. Der Fuß war größer geworden. Tja, und auf einmal ging es nicht mehr, ich passte nicht mehr.
Das war’s mit meinen schönen Ausflügen. Ich musste zuhause bleiben. Ein Paar neue Schuhe aus blauem glänzenden Leder zog bei uns ein und durfte nun jeden Tag losgehen.

Ihr lieben Großen, ihr seid nun schon aus einigen Schuhen rausgewachsen. Vielleicht erinnert ihr euch auch gar nicht mehr an eure ersten Schuhe. Aber bestimmt hat jeder von euch Lieblingsschuhe. Die Schuhe, die ihr immer anziehen wollt, die ganz besonders bequem und ganz besonders chic sind. Und inzwischen könnt ihr das ja auch selbst: Schuhe anziehen, Schleife binden und loslaufen.
Das, was ihr mal mühsam lernen musstet, geht nun ganz einfach, da denkt ihr gar nicht mehr drüber nach. Schuhe an und los.

Nach den Ferien werdet ihr wieder erste Schritte machen. Da beginnt für euch etwas ganz Neues. Ihr geht nicht mehr jeden Morgen in den Kindergarten, sondern in die Schule. Am Anfang macht ihr da vielleicht kleine, unsichere Schritte, aber das wird genauso sein, wie mit euren ersten Schritten überhaupt: Ihr werdet sicherer werden und irgendwann gar nicht mehr darüber nachdenken, welche Schritte ihr machen müsst.

Und ganz wichtig ist eben auch: Ihr seid nicht alleine. Einige von euch kommen zusammen in eine Klasse. Da ist dann schon jemand, den ihr kennt aus dem Kindergarten. Vielleicht sind eure größeren Geschwister schon in der Schule. Am Anfang werden eure Eltern euch zur Schule bringen.
Und dann ist einer auch immer da: Gott wird immer bei euch sein. Gott ist der, der eure Füße auf weiten Raum stellt, wie wir das jetzt im nächsten Lied singen werden.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.