Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde!

„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ So schreibt es Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte, die ihr Kinder uns gerade so eindrucksvoll vorgespielt habt. Heute steht die Krippe hier im Mittelpunkt.

Das war damals in Bethlehem ganz anders. Außerhalb der kleinen Stadt, weitab von jeglicher Gesellschaft ist Jesus auf die Welt gekommen. Alles war anders, als wir es heute in unseren Gottesdiensten inszenieren. Keine prachtvoll geschmückte Umgebung, erst recht kein Weihnachtsbaum, stattdessen nur eine alte, armselige Krippe. Diese passt nicht so richtig in das Bild unserer weihnachtlich geschmückten Kirche.

Ein Futtertrog für Tiere. Alt, dreckig. Die Krippe sprengt das Bild von Weihnachten und das ist auch gut so.
Denn Maria und Josef passten damals auch nicht.

Sie mussten ihre Stadt verlassen, um an der Volkszählung teilzunehmen. Marias Schwangerschaft kam da mehr als ungelegen. Bei der Zählung musste alles sehr schnell gehen, Soldaten in Eile, Menschen wurden vorbei geschoben. Dann die Suche nach einem Zimmer für die Nacht. Nirgends war etwas frei, nur ein Stall wurde ihnen zur Verfügung gestellt. Alt und armselig, aber wenigstens ein bisschen geschützt.

Ob das nun wirklich ein solcher Stall war, wie wir ihn uns heute vorstellen, ist dabei zweitrangig.
Wichtig ist, dass in der Stadt, bei den Menschen kein Platz für die Geburt Jesu war. Niemand hat sich darauf vorbereitet. Weihnachtsvorbereitungen gab es damals nicht.

Jesus ist ganz anders zur Welt gekommen, als wir es von Gottes Sohn erwarten würden.

„Im hintersten Eck, verdrängt, am Rand, verborgen, versteckt, im Niemandsland geschehen mitunter ganz einfache Wunder.“ Gottes Sohn. In einem Stall geboren.

Dass ausgerechnet in mir das Wunder der Weihnacht geschehen ist, kann ich bis heute nicht so recht verstehen. Dieser Schöpfer des Kosmos hat schon einen eigenen Humor, dass er der waffenstarrenden Wirklichkeit dieser Welt als scheinbar hilfloses Baby gegenüber tritt und dann auch noch völlig improvisiert in einem Stall zur Welt kommt. Aber vielleicht ist das ein Teil des Geheimnisses um Weihnachten: je fetter, je prunkvoller und je reicher wir es gestalten und ausschmücken wollen, desto ärmer wird es. Und je behutsamer, stiller und aufmerksamer wir das scheinbar Armselige beachten, desto reicher wird es, das Weihnachtsfest.

Jesus ist am Rande, fast unbemerkt, geboren. Das ist es, was das Wunder dieser Geburt so groß macht. Denn trotzdem oder gerade deswegen wurde die Botschaft weitergetragen. Zuerst von den Engeln zu den Hirten.

Die Verkündigung von Jesu Geburt trifft mitten in den Alltag. Die Hirten auf dem Felde. Das war keine ruhige und romantische Idylle. Die Hirten bei der Arbeit. Erschöpft legen sie sich nach einem langen Tag schlafen.

In dieser Erschöpfung trifft sie die frohe Botschaft:

„Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird: denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“

Die Hirten sind zunächst erstaunt, dass ausgerechnet sie gemeint sind. Sonst redet schließlich kaum jemand mit ihnen. Und nun sogar die Engel Gottes.

Auch das passt eigentlich gar nicht: Die wichtigste und bedeutsamste Botschaft überhaupt geht an die aus der Gesellschaft Ausgestoßenen. Und doch ist gerade auf diesem Weg diese Botschaft weitergetragen worden und sie trägt bis heute.

Damals ist es mitten in der Welt Weihnachten geworden. An keinem besonderen Ort und auch nicht bei besonderen Menschen, sondern ganz schlicht im Alltag.

Gott ist zu den Menschen gekommen. Dieses Wunder braucht keine idyllische Hintergrundkulisse, keine Beschaulichkeit und erst recht keine heile Welt.

„Im hintersten Eck, verdrängt, am Rand, verborgen, versteckt, im Niemandsland geschehen mitunter ganz einfache Wunder.“

Weihnachten wird es immer noch alle Jahre wieder mitten in der Welt. In der Welt, wie wir sie alle erfahren und oft genug erleiden. Weihnachten geschieht bedingungslos, ob ich mich darauf vorbereitet habe oder nicht.

Es steht nicht in meiner Macht, dieses Fest zu machen. Die Frage ist nur, ob ich Weihnachten entdecke, ob ich das Geheimnis von Weihnachten entdecke.

Der Blick auf die Krippe offenbart dieses Geheimnis. Die Hirten damals sind schnell zur Krippe gelaufen und haben darin mehr als nur ein kleines Kind gesehen.

Sie sahen und glaubten, dass dieses Kind Gottes Sohn ist.

So hat sich ihnen der Glaube als das Geheimnis von Weihnachten erschlossen.

Der Glaube, der einfach mitten im Alltag mit Gott rechnet.

Es ist ein wirkliches Geheimnis des Glaubens, wenn Menschen in dem Kind in der Krippe die Offenbarung der göttlichen Liebe erkennen. Worte gibt es für dieses Geheimnis nicht. Es lässt sich nicht rational fassen und erklären.

Wir können dann nur noch das tun, was die Hirten damals getan haben: schweigen und anbeten.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Weihnachten.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.