Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Freundschaft bezeichnet eine positive Beziehung und Empfindung zwischen Menschen, die sich als Sympathie und Vertrauen zwischen ihnen zeigt. Die in einer freundschaftlichen Beziehung zueinander stehenden Menschen bezeichnet man als Freundinnen bzw. Freunde. In einer Freundschaft schätzen und mögen die befreundeten Menschen einander. Freundschaft beruht auf Zuneigung, Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung.

Zuneigung, Vertrauen und Wertschätzung. Die drei Grundlagen der Freundschaft.

Am wichtigsten denke ich das zweite: Freunde vertrauen einander. Ohne Vertrauen keine Freundschaft.

Denn das, was ihr eurem besten Freund oder eurer besten Freundin erzählt, das soll ja sonst niemand erfahren. Das ist etwas, was ihr ganz bewusst nur ihm oder ihr anvertraut. Und dann müsst ihr euch auch darauf verlassen können, dass er es nicht weitererzählt.

Und es gibt in einer Freundschaft kaum etwas schlimmeres, als das Vertrauen des anderen zu enttäuschen. Da entsteht ein Riss, der im schlimmsten Fall die Freundschaft beendet.
Wie konnte ich mich in diesem Menschen so täuschen? Ich dachte, wir wären Freunde ...

Wer das einmal erlebt hat, dem fällt es dann auch nicht mehr so leicht, eine neue Freundschaft zu schließen.

Denkt doch bitte mal zurück, wie das war, als ihr Kinder wart: Da war das mit der Freundschaft noch ganz einfach. Im Kindergarten und auch noch in der Grundschule. Willst du mein Freund sein? Manchmal fragen Kinder das ja so direkt und dann beginnt schnell eine Freundschaft, die manchmal hält, manchmal aber auch genauso schnell wieder endet.

Später werden die Freunde weniger.

Wenn ihr / wenn sie jetzt mal überlegen, mit wem ihr befreundet seid? Wie viele das sind, die ihr als Freunde bezeichnet? Also, nach dem was ich vorher gesagt habe: Denen ihr vertraut?

Kommen da auch 159, 277, 497, 543 oder sogar 708 zusammen?

Das sind die Zahlen der Freunde, die ihr auf facebook habt. Eine Freundschaft zu beginnen ist bei facebook ganz leicht: einfach klicken auf: als freund/freundin hinzufügen. Der andere muss das dann nur noch bestätigen und schon habe ich einen weiteren Freund.

Aber was bei facebook Freunde heißt, sind meistens eher Bekannte. Mitmenschen, die ich zwar kenne, aber es ist nicht einmal sicher, ob ich mit jedem überhaupt schon gesprochen habe.

Und wenn ich das getan hätte, wären sie vielleicht auch nie in der Freundesliste erschienen.

Beenden kann ich eine Freundschaft auf facebook auch per Mausklick, aber warum sollte ich das tun? Es gibt da ja auch einen gewissen Druck: Wie, so wenig Freund hast du nur? Ich habe über 500, 600 ...

„Das schönste an der Freundschaft ist nicht die ausgestreckte Hand, das freundliche Lächeln oder der menschliche Kontakt, sondern das erhebende Gefühl, jemanden zu haben, der an einen glaubt und einem vertraut.“

So stand es diese Woche auch auf facebook.

Das hatte jemand seiner Freundin in die sogenannte Chronik geschrieben. Ein Freundschaftsbeweis, der der facebook-Öffentlichkeit zeigt: Wir sind befreundet.

Echte Freunde sind mehr als Kumpels, mit denen ich feiern kann. Mehr als Leute, die mir auf die Schulter klopfen und sagen: das wird schon wieder!

Echte Freunde sind, die auch mal ehrlich sagen: das wird wohl nicht wieder, aber ich bleibe trotzdem bei dir. Du schaffst das. Ich helfe dir. Ich glaube an dich.

Solche Freunde sind selten.

Davon hat man keinen unbegrenzten Nachschub. Umso wichtiger, diese Freunde zu lieben. Ihre Freundschaft zu erwidern. Miteinander zu wachsen.

Gemeinsame Erfahrungen zu machen, Freude und Traurigkeit miteinander zu teilen, zu wissen: bei meinen Freunden kann ich auch einmal mitten in der Nacht anrufen.

Das ist Freundschaft.

„Ich möcht', dass einer mit mir geht! Der’s Leben kennt, der mich versteht. Der mich zu allen Zeiten kann begleiten. Der auch im Schweren zu mir steht. Ich möcht', dass einer mit mir geht.“

Ein Wunsch, den, denke ich, jeder von uns hat.

Wir brauchen Menschen, die uns im Leben begleiten. Mit denen wir reden können – jederzeit. Die uns verstehen – auch einmal ohne Worte. Die da sind, wenn wir sie brauchen, aber auch nicht beleidigt sind, wenn wir alleine sein wollen. Die nicht nur dann bei uns sind, wenn es gut geht, sondern auch dann da bleiben, wenn wir traurig sind.

Solche Menschen brauchen wir und es ist gut, wenn wir über wenigstens einen Menschen in unserem Leben genau das sagen können: Du bist für mich da. Ich vertraue dir. Ich weiß, dass du mich nicht alleine lassen wirst.

Ihr, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden feiert morgen und am Sonntag eure Konfirmation. Im Gottesdienst werdet ihr Ja zu Gott sagen.

Und damit sagt ihr auch: „Ja, ich weiß, dass einer immer mit mir gehen wird. Einer immer zu mir stehen wird. Ich zu einem immer zurückkehren kann.“

Dieser eine ist Gott.

Gott ist ein Freund für euch und gleichzeitig soviel mehr als ein Freund. Er ist da und wird euch nicht verlassen.

Ich weiß, dass dieser Gedanke für euch jetzt noch schwer zu verstehen ist. Dass da Fragen sind oder Zweifel. Trotzdem habt ihr euch entschieden, morgen und übermorgen Ja zu sagen.

Und damit gebt ihr Gott sozusagen einen Vertrauensvorschuss: Ich will es trotz allem probieren mit dem Vertrauen zu dir.

Und so wünsche ich euch, dass das Vertrauen bleibt. Dass ihr neben allen guten Freunden, die ihr habt, auch diese Freundschaft in eurem Leben schätzen lernt und mit Gott als eurem Freund leben werdet.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.