(Predigttext: Jes 60,1c)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt und der Glanz Gottes erstrahlt über dir!

Dieses Wort des Propheten Jesaja begleitet uns durch die Gottesdienste in dieser Adventszeit.

Wir können beobachten: Mitten im Satz wechselt der Prophet die Perspektive. Richtete er die Ermunterungen „mache dich auf – werde licht“ wie Aufträge an die, die ihm zuhörten. So folgt jetzt die Begründung, warum dieses alles Sinn macht.

Denn, so sagt der Prophet voller Zuversicht und Klarheit: Dein Licht kommt!

Ich stelle mir vor, dass er dabei mit seinem Finger nach oben weist und dass ihm die Köpfe all derer folgen, die ihm zuhören.

Mit seiner Geste schweift ihr Blick zum Horizont, wo die Morgenröte hervortritt und das neue Licht des Tages sich zeigt.

Dein Licht kommt!, ruft er ihnen zu.

Ein Wort, das fast zynisch geklungen haben mag in den Ohren der Untröstlichen. Das waren sie ja damals, die Israeliten.

Aus den langen Jahren der Gefangenschaft in Babylon waren sie zurückgekehrt, voller Hoffnung auf ihre Heimat. Voller Freude auf den Tempel Gottes. Aber was sie vor sich sahen, waren nur Trümmer. Häuser und Tempel Jerusalems lagen zerstört vor ihren Füßen. Was für eine Enttäuschung!

Dahinein, in die Trauer und in die Verzweiflung, der Ruf: Dein Licht kommt! Gib nicht auf!

Nein: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!

Stellvertretend hält einer daran fest, dass Gottes Verheißung das Leben ist.

Stellvertretend ermutigt er die, die im Dunkeln sitzen, das Licht nicht aus dem Blick zu verlieren.

Um Gottes Willen! Gerade jetzt!

Dein Licht kommt!

Ein Wort der Orientierung für die Verzweifelten. Ein Wort der Orientierung für die Suchenden.

Jahrhunderte nach Jesaja entdecken die Weisen aus dem Morgenland den Stern, der sie zu einem großen König führen soll. Zu ihm zieht sie ihre Sehnsucht. Ihn wollen sie suchen.

Und sie brechen auf und folgen dem Licht des Sterns. Das leitet sie bis nach Bethlehem, und sie finden dort entgegen aller Erwartung statt des Palastes einen Stall, statt des Königs ein Kind.

Sie finden Jesus, den König der Welt.

Dieses Kind sagt später selbst von sich: Ich bin das Licht der Welt.

Mit dieser Orientierung und Zusage sind Menschen durch ihr Leben gegangen. Sie haben sich dadurch gestärkt und getröstet gefühlt, sich darauf verlassen, immer neu darauf gehofft, ihr Leben daran ausgerichtet: Jesus, das Licht der Welt.

Die Osterkerze, die in jedem Gottesdienst brennt, erinnert uns daran, dass Jesus, das Licht der Welt, bei uns ist. Immer. Sein Licht leuchtet uns an allen Tagen.

Sie haben heute wieder eine Lichttüte bekommen. Ein drittes Lichtzeichen auf dem Weg zum Weihnachtsfest.

Dein Licht kommt – ereignet sich in kraftvollen Rot- und Gelbtönen, die leuchtstark die Zusage unterstreichen. Hier deutet sich Kraft und Leidenschaft an, mit der das göttliche Kommen, die Menschwerdung Gottes, Einzug hält.

Immer wenn es dunkel ist und so eine kleine brennende Kerze Licht und Wärme schenkt, denke ich an die Geschichte des kleinen Hirten, der auch zum Stall nach Bethlehem wollte.

Alle Hirten hatten sich bereits schöne Geschenke zurechtgelegt: eine warme Decke, eine Kanne mit frischer Schafsmilch, einen Ziegenkäse; einer wollte sogar ein Schäfchen mitnehmen.

Nur der kleine Hirtenjunge fand nichts Richtiges, obwohl er mit einer kleinen Kerze jede Ecke absuchte. Schließlich liefen dem Kind die Tränen über die Wangen, weil es so arm war. Da neigte sich ein großer Hirte zu ihm herunter und fragte: „Warum weinst du?“

„Weil ich nichts für das Kind in der Krippe habe!“, antwortete der Junge.

Da beugte sich der Hirte noch tiefer: „Du hast das Schönste, was du schenken kannst, schon in der Hand!“

„Wieso?“, fragte der kleine Hirte. „Soll ich dem Kind vielleicht diese kleine Kerze schenken?“

Da flüsterte der große Hirte: „Der Engel hat uns gesagt: Heute ist in Bethlehem Jesus geboren worden. Er meint es gut mi allen Menschen. Darum leuchtete um ihn herum ein himmlisches Licht. So hell wie Tausende von Kerzen. Das war der Glanz Gottes, der den Engel geschickt hatte.

Wenn du dem Kind die Kerze schenkst mit ihrem hellen Schein, dann wissen wir alle, aus welcher Herrlichkeit dieses Kind kommt: Es kommt von Gott. Und es bringt Licht in die Welt!“

Da wurde der Junge froh, legte die Hand schützend um die Flamme und ging mit den Hirten durch die Nacht.

Als sie den Stall endlich erreichten, war es dort kalt und dunkel. Aber die kleine Kerze des Hirtenjungen leuchtete, so dass alle Maria, Josef und das Kind in der Krippe sehen konnten.

Das kleine Licht brachte auch etwas Wärme in den Stall.

Da knieten sie alle nieder vor dem Kind, das in die Welt gekommen war, um Licht in ihre Dunkelheit zu bringen. Sie konnten das Leuchten in den Augen Marias und Josefs sehen, als sie all die Geschenke betrachteten. Die Hirten aber sagten leise zueinander: „Das kleine Licht ist das allerschönste Geschenk, weil es uns das Jesuskind anleuchtet, das aus dem Lichte Gottes kommt!“

Seitdem zünden die Menschen an der Krippe Kerzen an, um das Kind zu beleuchten, das uns Licht und Wärme in Welt gebracht hat.

Dein Licht kommt.

Darauf bereiten wir uns in der Adventszeit vor. Und daran denken wir an Weihnachten, wenn die Krippe von einem Licht erleuchtet wird.

Sie haben alle zu der Lichttüte auch eine Karte bekommen. Diese Karte ist zum Weitergeben in der Adventszeit. Vielleicht denken Sie an einen Menschen, von dem sie lange nichts gehört haben, dem sie ein Lichtzeichen weitergeben wollen. Das geht gut mit dieser Karte, einem adventlichen Gruß und der hoffnungsvollen Erwartung: dein Licht kommt!

Und der Weg geht weiter: am nächsten Sonntag bekommen Sie die vierte Lichttüte, die den Bibelvers vervollständigt: Mache dich auf – werde licht – denn dein Licht kommt – und Gottes Glanz erstrahlt über dir.

Jede Woche ein Licht dazu. Ein wenig heller wird es auf unserem Weg, bis dann an Weihnachten der volle Lichterglanz erstrahlt und uns daran erinnert, dass Gottes Licht in die Welt gekommen ist.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

(Teile übernommen aus: Lichtzeichen auf meinem Weg. Vier Andachten zu Jesaja 60,1. GottesdienstInstitut der Evang.-Luth. Kirche in Bayern; Hoffsümmer, W., Die 100 schönsten Weihnachtsgeschichten, Freiburg/Breisgau 2008.)