(Predigttext: Ex 12,1.3-4.6-7.11-14)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

„Weißt du noch, damals ...?“

Wenn einer so anfängt zu erzählen, dann erinnert er sich meistens an schöne gemeinsame Erlebnisse.

Weißt du noch, damals – wenn wir uns erinnern, wird längst Vergangenes plötzlich wieder in uns lebendig. Wir geraten ins Schwärmen; vergessen Geglaubtes kommt ins Gedächtnis.

Und so ein Abend sollte es auch werden, damals beim Passafest. Ein Abend der Erinnerung. Wie üblich fragte der Jüngste am Tisch: Wodurch unterscheidet sich diese Nacht von allen anderen?

Und dann hörten wir die Erzählung, warum wir in jedem Jahr das Passafest feiern:

(Ex 12,1.3-4.6-7.11-14)

1 Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:
3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.
4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.
6 Ihr sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend.
7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen,
11 So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des Herrn Passa.
12 Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter, ich, der Herr.
13 Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage.
14 Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den Herrn, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.

„So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es essen als die, die hinwegeilen; es ist des Herrn Passa.“

Wir saßen gemütlich zusammen um den großen Tisch und erinnerten uns daran, dass wir auf dem Weg sind. Wir erinnerten uns daran, wie Gott uns auf den Weg geschickt hatte, um uns zu retten.

Erinnerung an die wunderbare Rettung und gleichzeitig Ausdruck der Sehnsucht nach dem in der Zukunft liegenden Fest, das Gott selbst für uns ausrichten wird.
Darum freuten wir uns in jedem Jahr wieder auf dieses Fest.

Auf dem Tisch die Speisen, die immer dazugehören: grüne Kräuter, Feldsalat, Kresse und Petersilie. Sie stehen für die notwendigen Lebensmittel, die die Erde hervorbringt.

Bitterkräuter erinnern an die bittere Gefangenschaft im fremden Land. Salzwasser erinnert an die Tränen, die dort vergossen wurden.

Ungesäuertes Fladenbrot, in aller Eile gebacken, war der Proviant bei der Flucht aus Ägypten.

Wein als Symbol des Lebens und der Lebensfreude.

Alles wie immer also. Doch dann geschah etwas Merkwürdiges.

Jesus nimmt das Brot in die Hand, schaut nach oben und spricht ein Dankgebet. Dann bricht er den Brotlaib in der Mitte durch und sagt dazu Worte, die wir so noch nie gehört haben:

Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.

Und dann gibt er jedem von uns ein Stückchen Brot.

Danach nimmt er den Kelch mit dem Wein, spricht wieder ein Dankgebet und sagt: Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes. Das ist mein Blut, das für euch und alle vergossen wird.

Und er gibt den Kelch weiter. Als wir daraus tranken, spürten wir: Dieses Abend ist etwas ganz Besonderes. Aus dem gemeinsamen Passamahl, dem Mahl der Erinnerung und der Sehnsucht, wird das erste Abendmahl. Jesus selbst gibt sich seinen Jüngern.

Wenn wir Abendmahl feiern, erinnern wir uns an diese Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern.

„Gestern schrien sie begeistert, heute hörst du keinen mehr, standen jubelnd an dem Wege, heute sind die Wege leer. Gestern folgten ihm die Massen, eine ungeheure Zahl, heute bleiben ein paar Freunde von Jesus geladen zum Abendmahl.“

Jesus hat das Abendmahl nicht mit allen gefeiert, die ihm damals nachfolgten. Die Menge, die ihm noch beim Einzug in Jerusalem zujubelte, die war an diesem Abend längst nicht mehr da. Es bleiben ein paar Freunde.

Nur mit dem engsten Kreis seiner Jünger sitzt er zusammen. Mit ihnen feiert er und ihnen gibt er dieses wunderbare Zeichen des Abendmahls.

Das heißt dann auch: Das Abendmahl ist für die Freunde von Jesus. In vertrauter Runde wurde es einst gefeiert. Wenn wir heute Abendmahl feiern, gehören wir also zu Jesu Freunden, sind auch ganz eng mit ihm verbunden.

„Unterwegs sind wir als Christen, und das Kreuz ist manchmal schwer, Kraft und Liebe sind so wichtig, doch wir sind oft schwach und leer. Manchmal sind wir voller Zweifel. Manchmal wird der Weg zur Qual. Doch auch in den schwersten Tagen von Jesus geladen zum Abendmahl.“

Wir bleiben als Christen unterwegs. Wir brechen immer wieder auf aus gewohnten Verhältnissen, um neues Land, neue Lebendigkeit zu finden.

Wenn der Ort, an dem wir sind, nicht mehr der ist, an dem wir wachsen und uns entfalten können, wenn die Verhältnisse, in denen wir leben, uns zu eng werden und uns die Luft zum Atmen nehmen, dann heißt es Abschied nehmen.
Mitten im Leben, sich neu auf den Weg machen, im Vertrauen darauf, dass Gott mitgeht und uns auf unserem Weg begleitet.

So ist das Abendmahl gemeinsames Essen auf dem Wege, ist eine Stärkung für den Lebensweg, der vor uns liegt. Die Kraft und die Liebe, die wir für diesen Weg brauchen, schenkt uns Jesus im Abendmahl. Er lädt uns an allen Tagen, in allen Lebenssituationen ein zur Stärkung.

„Saft der Reben, gebrochenes Brot, Kraft zum Leben, umfangen vom Tod. Fester Glaube? Zaghafte Bitte? Jesus in unsrer Mitte.“

Traubensaft und Brot verbinden uns ganz fest mit dem Leben, in ihnen liegen die Kraft zum Leben und die Lebensfreude. Zu unserem Leben gehört der Tod. Nicht als bedrohlich und Angst machend, sondern als bereits besiegt. Wenn wir Abendmahl feiern, feiern wir auch den Sieg des Lebens über den Tod, wissen wir, dass Jesus die Macht des Todes gebrochen hat.

Nur deswegen kann er selbst im Abendmahl dabei sein, weil er der Lebendige in Ewigkeit ist. Das ist unser fester Glaube und dann doch wieder nur zaghafte Bitte, dass Jesus selbst in unserer Mitte ist.

Wenn wir heute zusammen Abendmahl feiern, erinnern wir uns an das Abschiedsmahl Jesu mit seinen Jüngern und wissen, dass es gleichzeitig so viel mehr ist als nur Erinnerung. Wir feiern unsere Gemeinschaft mit Jesus und untereinander.

Jesus in unserer Mitte.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.