(Predigttext: Joh 12,34-36)

 

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Liebe Gemeinde!

Die Schildbürger wollten ein neues Rathaus bauen. Sie schafften das Bauholz, die Steine, den Sand und Kalk herbei und begannen die Arbeit. In ein paar Tagen waren die Hauptmauern fertig. In einer Mauer war ein großes Tor. Darauf bauten die Schildbürger das Dach und deckten es mit Dachziegeln.

Nun wollten die Schildbürger ihr Rathaus mit dem Bürgermeister und den Ratsherren einweihen. Sie traten ein. Drinnen war es so dunkel, dass sie einander nicht sehen konnten. Sie bekamen einen großen Schreck und überlegten, warum es im Rathaus so dunkel ist.

Sie gingen nach draußen. Alle Mauern waren fest und gerade, das Dach war gut gedeckt und draußen war es hell.
Wieder gingen die Schildbürger in das Rathaus, aber drinnen war es dunkel wie zuerst.

Sie überlegten und überlegten, aber sie erkannten nicht, dass sie die Fenster in ihrem Rathaus vergessen hatten.
Schließlich brachte ein Schildbürger eine brennende Kerze. Nun konnten alle einander sehen.

Sie überlegten, was sie machen sollten. Die meisten Schildbürger wollten das Rathaus abreißen und ein neues bauen. Aber ein Ratsherr machte einen anderen Vorschlag: „Helft alle fleißig mit, holt Säcke, lass die Sonne hineinschauen und tragt das Licht ins Rathaus!“
Das gefiel den Schildbürgern. Alle eilten nach Hause, um Säcke zu holen.

Zur Mittagszeit, als die Sonne am stärksten schien, waren alle wieder da. Nun schaufelte der eine das Licht in einen Sack, ein anderer stapelte es mit einer Strohgabel in einen Korb. Jeder sammelte den ganzen Tag Licht und schüttete es im Rathaus aus.

Aber es wurde nicht hell darin. Es blieb dunkel wie vorher.

Wie ist das mit dem Licht in unserem Leben?

Der heutige letzte Sonntag nach Epiphanias, der letzte Sonntag im Weihnachtsfestkreis ist in gewisser Weise ein Umschalt-Tag.
Die helle, erleuchtete Weihnachtszeit geht zu Ende.

Schade. Das war so schön gerade jetzt in diesen dunklen Tagen abends die Lichter am Weihnachtsbaum anzünden. Den Lichterbogen. Den Stern im Fenster. Das machte die Wohnung gemütlicher und heller. Und ich finde, dass macht auch die Stimmung heller.

Und deswegen ist das schön, dass das Weihnachtsfest noch so lange weiter geht. Über Heiligabend und die Weihnachtstage hinaus. Das Licht bleibt. Bis hinein ins neue Jahr. Bis hinein in den trüben Januar.

Der Abschnitt aus dem Johannesevangelium für den heutigen Tag spricht von der Bedeutung des Lichtes in der Dunkelheit.

Wir hören die Worte des Evangelisten Johannes:

(Joh 12,34-36)

34 Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wieso sagst du dann: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?
35 Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.
36 Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, damit ihr Kinder des Lichtes werdet. Das redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.

Die Schildbürger haben auf eine doch sehr merkwürdige Art versucht, das Licht in die Dunkelheit zu tragen. Aber trotz der seltsam anmutenden Geschichte, steckt dahinter eine allgemein menschliche Erfahrung: wie ist das mit dem Licht in der Dunkelheit?

Oder anders gefragt: Wie schaffen wir es, den Glauben an das Licht zu bewahren? Wie können wir es hineinstrahlen lassen in die Finsternis?

Der Begriff „Licht“ kommt genau 172mal in der Bibel vor.

„Der Herr ist mein Licht und mein Heil.“
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.“
„Mache dich auf, werde licht“

Um nur einige Zusammenhänge zu nennen.

Jedenfalls: Ohne Licht ist alles nichts. Fehlte es, wäre die Erde ein finsterer Planet. Ein Ort ohne Leben. Eine schwarze Wüste. Kein blauer Himmel. Keine Büsche und Bäume. Kein Sternenglanz. Kein Sonnenschein. Nicht einmal Schatten, denn die brauchen ja das Licht, um zu erscheinen. Geschweige denn buntes Leben von Mensch und Tier.

Das Licht ist unser Leben. Wo wir lebendig sind, da ist Licht der Grund.

Darum sprechen die Völker, ihre Märchen und Mythen, ihre Religionen, ihre Gedichte und Lieder und Gleichnisse immer wieder vom Licht.
Und auch Jesus nutzte das Bild. Er sagte so, wer er ist: Ich bin das Licht der Welt.

An dieses Licht sollen wir glauben, so lange wir es haben und so Kinder des Lichts werden.

Das Licht also tatsächlich sammeln und aufbewahren.

Und Maria behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

So heißt es am Ende der Weihnachtsgeschichte.

Wie ist das mit Licht in unseren Herzen? Heute, fast einen Monat nach dem Weihnachtsfest? Ist es noch da? Ist da noch etwas in uns von dem Glanz der Weihnacht?

Haben wir die Freude über das Licht hinüber retten können in das neue Jahr?

Wenn wir sind wie Maria, wenn wir tatsächlich die Worte, die wir gehört haben von dem Kind in der Krippe, in unseren Herzen bewegen, dann ist auch das Licht noch da. Dann hat sich etwas verändert, jetzt in diesem Januar 2013.

Denn dann sind wir Kinder des Lichts.

„Ihr seid die Söhne und Töchter des Lichts. Fürchtet euch nicht vor dem dunkelnden Nichts. Gott gab euch Licht, das die Herzen erhellt, tragt es hinaus in das Dunkel der Welt.“

Und damit ist dann auch gleich unser Auftrag als Christenmenschen genannt: Lebt so, dass man euch als Christinnen und Christen erkennen kann. Lebt im Licht und aus dem Licht, so dass es durch euch Licht werde in dieser Welt.

Also auch: Trefft eure Entscheidungen geleitet von diesem Licht. Trefft sie so, dass ihr dabei an eure Mitmenschen und an eure Umwelt denkt, trefft sie aus der Liebe heraus.

Ganz aktuell, heute an diesem Wahltag, wo ich vor die Entscheidung gestellt bin, welcher Partei ich meine Stimme gebe. Auch zu dieser Wahl gehe ich als Christin, mit dem Licht des Lebens im Herzen.

Lebt als Kinder des Lichts. Immer. An jedem Tag und in jeder Situation.

Wir Christinnen und Christen haben die wunderbare Aufgabe die Freude Gottes auszubreiten und in der Traurigkeit und im Leid Christi Boten zu sein.

Wir wurden in den Streit der Welt gestellt, um Gottes Frieden zu verkünden, der nur dort beginnt, wo man, wie ein Kind, seinem Wort Vertrauen schenkt.

Und wir wurden in das Leid der Welt gestellt, um Gottes Liebe zu bezeugen.

Wenn wir als Kinder des Lichts leben, wird das Licht immer stärker sein als die Dunkelheit. Dann ist ein großer Vorrat an Licht da, der die Dunkelheit erhellen kann.

Dann wird eine Welt möglich sein, in der einen den anderen respektiert und in der es weniger Leid und mehr Grund zur Freude gibt.

„Ihr seid die Söhne und Töchter des Lichts, fürchtet euch nicht vor dem dunkelnden Nichts.
Gott gab euch Licht, das die Herzen erhellt, tragt es hinaus in das Dunkel der Welt.“

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.